Zentraler Filter für Eindrücke im Gehirn identifiziert

Mai 12, 2009 by  
Filed under Gesundheits-News, Neues aus der Forschung

Tagtäglich wird unser Gehirn mit einem Bombardement aus Eindrücken überflutet. Dass wir daran nicht verzweifeln oder den Verstand verlieren liegt daran, dass die Eindrücke in wichtige und unwichtige gefiltert werden. Doch was entscheidet eigentlich darüber, ob ein Eindruck wichtig ist oder nicht? Ein Forscher der Charité hat es herausgefunden.

Berlin – Gemeinsam mit Kollegen aus Harvard ist es einem Wissenschaftler der Charité-Universitätsmedizin Berlin gelungen, den zentralen Filter für Sinneseindrücke im Gehirn zu identifizieren. Dieser sorgt dafür, dass weniger wichtige Informationen vergessen oder gar nicht erst bewusst registriert werden und wichtige Eindrücke hervorgehoben werden. Sein Name: Nucleus raphe dorsalis, ein kleines Nervengebiet im Hirnstamm. Das berichten die Forscher um Gabor Petzold, Abteilung für Experimentelle Neurologie am Campus Charité Mitte in der aktuellsten Ausgabe der Nature Neuroscience.

Zwar besteht dieser Bereich des Gehirns, auch Raphekern genannt, aus relativ wenigen Nervenzellen, doch durch Nervenfortsätze stehen diese mit dem gesamten Gehirn in Verbindung. Auf diese Weise kann der Raphekern alle Eindrücke erfassen, egal, ob sie durch Sehen, Fühlen, Hören, oder Riechen ins Gehirn gelangen.

Interessanter Ansatz für die Schmerztherapie

Außerdem konnten die Forscher um Petzold erstmals die Wirkung des Botenstoffes Serotonin auf den Verarbeitungsprozess von Sinnesinformationen direkt messen. Serotonoin wird vom Raphekern gebildet. Mit einem Spezialmikroskop beobachteten sie das Gehirn von Mäusen und machten die Aktivität der Nervenzellen sichtbar. Sie fanden heraus, dass die Menge an Serotonin im Raphekern die Intensität der Sinneseindrücke beeinflusst. Ein hoher Serotoninspiegel verminderte bestimmte Eindrücke bei den Mäusen, während ein niedriger sie zum Teil verstärkte.

Aus neurologischer Sicht lieferten die Ergebnisse interessante Hinweise für eine mögliche Behandlung von Schmerzen, erklärte Petzold. Denn den Erkenntnissen nach könnten neben den Sinneseindrücken auch das Schmerzsystem verstärkend oder dämpfend beeinflusst werden, unter anderem bei Migränekopfschmerzen. Auch die Behandlung von Schizophrenie könnte eventuell neue Behandlungsmethoden erfahren. Hier gehen Forscher seit längerem davon aus, dass eine entscheidende Ursache für die Krankheit eine Fehlsteuerung des Serotoningehaltes ist. Dies könne zu einer weniger gefilterten Wahrnehmung von Sinneseindrücken führen und so eventuell Halluzinationen verursachen. In weiteren Projekten will das Team um Petzold auch diesen Fragen auf den Grund gehen.