Bio oder konventionell: Ernährung unter der Lupe
Juli 31, 2009 by juliane
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Bionahrung ist gesünder als konventionelle. Oder doch nicht? In einer britischen Studie wurde Erstaunliches herausgefunden, was nun einen handfesten Wissenschaftlerstreit vom Zaun gebrochen hat.
Berlin/London – Sind Lebensmittel, die ökologisch korrekt hergestellt und mit dem Bio-Siegel versehen sind, wirklich gesünder als konventionell hergestellte? Dieser Frage ist das Londoner Institut für Hygiene und Tropenmedizin nachgegangen und hat 162 Artikel über Bio-Lebensmittel aus den vergangenen 50 Jahren verglichen. Und kam zu dem Ergebnis: Bio ist nicht gesünder oder besser als „normal“.
Wortklaubereien oder Selektion?
Zwar seien einige wenige Differenzen im Bezug auf den Nährstoffgehalt zu verzeichnen, doch im Großen und Ganzen ließen sich keine bedeutenden Unterschiede feststellen. Anhänger und Lobbyisten der Bio-Bewegung kritisierten an der Studie, dass sie lediglich den Nährstoffgehalt untersucht haben, nicht jedoch die Auswirkungen von Pestiziden und Chemikalien, die bei der konventionellen Lebensmittel-Herstellung eingesetzt würden. Peter Melchett von der britischen Soil Association, einer britischen Organisation, die sich für die biologische Herstellung von Lebensmitteln einsetzt, zeigte sich enttäuscht über die Studie. Sie sage jedoch nicht aus, dass Bio-Lebensmittel nicht gesünder seien als konventionell hergestellte, sondern nur, dass sie gemäß der angelegten Kriterien nicht bewiesen gesünder seien.
Geldschneiderei und Nachhaltigkeit im Widerspruch?
Darüber hinaus seien fast alle Studien aussortiert worden, die Unterschiede im Nährwert zwischen Bio-Lebensmitteln und konventionellen verglichen haben, so Melchett weiter. Auch die Auswirkungen der Chemikalien in Standard-Lebensmitteln seien bisher nicht ausreichend erforscht. Carlo Leifert, Professor für Öko-Landwirtschaft an der Universität Newcastle, hält die Studie ebenfalls für selektiv. Als Koordinator einer Studie, die von der EU in Auftrag gegeben worden war, fand er heraus, dass der Nährwert von Bio-Lebensmitteln höher, ihre Belastung mit toxischen Stoffen jedoch bedeutend niedriger sei.
Nichtsdestotrotz ist Bio heute eine Marke, mit der sich viel Geld verdienen lässt. Ob sich angesichts der Importe von Bio-Produkten aus Afrika, Asien und Lateinamerika noch von nachhaltiger und ökologischer Lebensmittelproduktion sprechen lässt, sei der Beurteilung des Einzelnen überlassen.
Ampel für Lebensmittel im Internet
Juni 8, 2009 by juliane
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„Rot heißt stehen und grün heißt gehen“. So einfach ist das an der Ampelkreuzung. Beim Essen ist das nicht so einfach. Wer sich bewusst ernähren möchte, muss sich die Inhaltsstoffe auf den Verpackungen genau anschauen. Was in Großbritannien schon gang und gäbe ist, stößt bei deutschen Herstellern noch immer auf Widerstand: die Ampelkennzeichnung bei Lebensmitteln. Die Verbraucherzentrale bietet jetzt Orientierung im Internet.
Hamburg – Wenn eine bewusste und gesunde Ernährung so einfach wäre wie eine Straße mit dem Auto zu kreuzen, hätte Deutschland vielleicht ein Problem weniger: Übergewicht. Weil auch Großbritannien dieses Problem hat, wurden dort im vergangenen Jahr Kennzeichnungen an den Lebensmitteln eingeführt, die nach den Ampelfarben funktionieren: Rot steht demnach für „nicht empfehlenswert, weil ungesund“, Gelb für „kann man essen, aber nicht so oft“ und Grün für „immer her damit“. Die deutschen Hersteller von Lebensmitteln sträuben sich bisher gegen eine solche Kennzeichnung, namentlich natürlich eher die Hersteller von Lebensmitteln, die einen roten Ampelpunkt bekommen würden.
Bisher wird es in Deutschland so gehandhabt, dass auf den Verpackungen zwar angegeben werden muss, wie viel Fett, Kohlenhydrate und Nährstoffe enthalten sind, doch diese Tabellen sind nur bei genauem Hinsehen wirklich eine Hilfe. Eine Auszeichnung mit Ampelfarben ist bislang freiwillig und wird es auf absehbare Zeit wohl auch bleiben.
Ampelcheck im Internet
Um dem Verbraucher trotzdem eine Hilfe an die Hand zu geben, haben die Verbraucherzentralen nun mehr als 300 Süßwaren, Getränke, Fertiggerichte, Kinderlebensmittel, Knabberartikel und Wurstwaren untersucht und ihnen Ampelfarben zugeordnet. Mit dem so genannten Ampelcheck sei es den Verbrauchern möglich, „schnell und unkompliziert Zuckerbomben und Fettfallen“ zu erkennen. Angegeben sind die wichtigsten Eckdaten zum Nährwertgehalt wie der Anteil an Fett, gesättigten Fetten, Zucker und Salz und die Anzahl der Kalorien je 100 Gramm. Je nach gesundheitlicher Bedenklichkeit erscheinen diese Angaben in den Ampelfarben.
Der Tiefkühl-Anbieter Frosta hatte vor wenigen Tagen als erster deutscher Hersteller angekündigt, für zunächst vier Produkte eine Ampelkennzeichnung einzuführen. Die Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner von der CSU ist gegenüber der Ampel skeptisch. Damit stützt sie die Abwehrhaltung der Lebensmittelindustrie. Ganz nachzuvollziehen ist diese Haltung aus Sicht der Verbraucher und der Volkswirtschaft jedoch nicht. Es sollte auch im Interesse der Regierung liegen, dass die Kosten, die durch Übergewicht und seine Folgeerkrankungen auf der Staatskasse lasten, gesenkt werden. Dem entgegen stehen allerdings die Gewinnbestrebungen der Industrie. Bleibt die Frage, was wichtiger ist: Gewinn oder Gesundheit?